Frankreich wird das erste Mitgliedsland der Europäischen Union (EU) sein, das die Beantragung von Schengen-Visa online anbietet.
Die französische Regierung hatte ein Online-Antragsverfahren für 70.000 digitale Schengen-Visa eingerichtet. Dies steht im Einklang mit der künftigen Strategie der EU zur Beantragung von Visa.
Mit dem neuen digitalen System wird ein Anstieg der Visumanträge erwartet. Dazu gehören Athleten, Offizielle und Besucher der kommenden Olympischen und Paralympischen Spiele 2024.
„[The system] ist in der Tat notwendig, um die Erteilung von Visa innerhalb eines Zeitrahmens zu gewährleisten, der mit der erfolgreichen Organisation der Spiele vereinbar ist“, erklärte das französische Innenministerium.
Die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 sollen vom 26. Juli bis 11. August bzw. vom 28. August bis 8. September 2024 in Frankreich stattfinden.
Frankreich ist zum ersten Mal seit einem Jahrhundert Gastgeber der Olympischen Spiele. Zum ersten Mal in der Geschichte werden dort die Paralympischen Spiele ausgetragen.
Die Regierung hielt digitale Visa für unerlässlich, um die Menschenmassen bei den bevorstehenden Spielen effizienter zu steuern. Es werden etwa 1,5 Millionen Zuschauer erwartet.
Vereinfachung der Visaerteilung für Olympiateilnehmer
Das System der„Olympischen Konsulate“ der französischen Regierung hat am 1. Januar 2024 seine Arbeit aufgenommen. Sie konzentriert sich ausschließlich auf die Bearbeitung von Visumanträgen für die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024.
Das System wird voraussichtlich die Anträge von 15.000 internationalen Sportlern, 9.000 Journalisten und Delegationen aus anderen Ländern, die an den kommenden Sportveranstaltungen teilnehmen, bearbeiten.
Ziel ist es, das Visumantragsverfahren zu vereinfachen. Damit soll auch die Verwirrung vermieden werden, die durch den derzeitigen Rückstau bei der Bearbeitung von Anträgen in den französischen Visazentren weltweit entsteht.
Das neu eingeführte System der Olympischen Konsulate funktioniert über das Portal France-Visas.
Das Portal wird Akkreditierungskarten mit integrierten digitalen Visa anstelle von physischen Visumstempeln freigeben.
Athleten und Offizielle, die über ein gültiges Schengen-Visum für die mehrfache Einreise verfügen, müssen für die Olympischen Spiele kein gesondertes französisches Schengen-Visum beantragen.
Diese Personen können zwar ihr bestehendes Schengen-Visum für die mehrfache Einreise nutzen, benötigen aber dennoch eine Akkreditierung für die Spiele.
Dadurch wird das Verfahren für die Visuminhaber vereinfacht und gleichzeitig die Sicherheit erhöht.
Digitalisierung des Antragsverfahrens für Schengen-Visa
Der EU-Rat hat die Digitalisierung der Schengen-Visumbeantragung erstmals im November 2023 beschlossen.
Ein Schengen-Visum ist eine Kurzaufenthaltsgenehmigung, die das Reisen innerhalb der Länder des Schengen-Raums der EU für bis zu 90 Tage innerhalb eines Zeitraums von 180 Tagen ermöglicht.
Der gemeinsame Schengen-Raum umfasst die 23 EU-Mitgliedsstaaten und Nachbarländer wie die Schweiz, Norwegen, Island und Liechtenstein.
Die neue Online-Plattform für Schengen-Visa wird European Union Visa Application Platform oder EU VAP genannt. Es soll 2026 in Betrieb gehen.
Fast alle Anträge auf digitale Schengen-Visa werden über den EU-VAP gestellt. Dies gilt unabhängig von den Reiseplänen oder -zwecken des Antragstellers.
Persönliche Termine sind nicht mehr erforderlich. Die einzigen Ausnahmen sind Erstantragsteller oder solche mit ungültigen biometrischen Daten.
Diejenigen, die für die Online-Antragstellung qualifiziert sind, können ihren Visumantrag ausfüllen, reisebezogene Fragen beantworten und die erforderlichen Dokumente auf die EU-VAP-Plattform hochladen.
Die Plattform leitet die Anträge automatisch zur Bearbeitung an die entsprechenden Mitgliedsländer weiter.
Die Antragsteller können die Visagebühren auch über ein an den EU-VAP angeschlossenes Portal bezahlen. Die Zahlungen werden direkt an den Mitgliedsstaat überwiesen.
Die digitale Zukunft des Reisens
Neben der Digitalisierung von Schengen-Visumanträgen wird die EU auch digitale Maßnahmen zur Sicherung ihrer Grenzen umsetzen.
Die erwartete große Beteiligung an den Olympischen Spielen in Paris ist ein wichtiger Grund dafür, dass die EU die Einführung ihres neuen Einreise-/Ausreisesystems (EES) verzögert hat.
Das EES ist ein automatisiertes Grenzsystem, das Ein- und Ausreisen elektronisch erfasst, anstatt die Pässe bei der Ankunft an der Grenze abzustempeln.
Ab Oktober 2024 müssen Reisende, die von der Visumspflicht befreit sind oder ein Kurzzeitvisum für die Einreise in den Schengen-Raum benötigen, an der Grenze Fingerabdrücke und biometrische Daten ihres Gesichts abgeben.
Das neue elektronische Reisegenehmigungssystem der EU, das European Travel and Information and Authorization (ETIAS), wird Mitte 2025 in Betrieb gehen.
Alle ausländischen Staatsangehörigen, die für die Einreise in den Schengen-Raum kein Visum benötigen, müssen ein ETIAS beantragen.
Frankreichs Experiment mit digitalen Visa für 2024 könnte ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem effizienteren digitalen EU-Einwanderungssystem sein.
Angesichts der offenen Binnengrenzen von Schengen ist die Koordinierung der Einwanderungspolitik von entscheidender Bedeutung. Digitale Visa ermöglichen eine reibungslosere Durchsetzung und einen besseren Informationsaustausch zwischen den Mitgliedstaaten.
Im Erfolgsfall könnten die Olympischen Spiele in Paris die Vorteile der Digitalisierung aus erster Hand demonstrieren.
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