Das Vereinigte Königreich (UK) hat kürzlich zugegeben, dass es auf die neuen Grenzkontrollen der Europäischen Union (EU), das Entry/Exit System (EES), nicht vorbereitet ist.
Einwanderungsministerin Seema Malhotra sagte in einer Erklärung vor dem Unterhaus, dass das Land bei der Umsetzung der EES vor Herausforderungen steht, berichtet The Telegraph.
Die neu gewählte Regierung ist „nicht zufrieden mit dem Stand der Vorbereitungen“, die die vorherige Regierung getroffen hatte.
Malhotra sagte: „Es wurden nicht genügend Fortschritte gemacht, um sicherzustellen, dass diese Auswirkungen (sowie andere potenzielle Auswirkungen) minimiert werden.“
Sie fügte hinzu, dass es wahrscheinlich zu Störungen kommen wird, wenn die neuen EU-Grenzkontrollen später in diesem Jahr eingeführt werden.
Um die Reiseunterbrechungen zu mildern, hat das Vereinigte Königreich die EU und die Mitgliedstaaten um erweiterte Maßnahmen gebeten.
Dazu gehört auch, dass die französischen Grenzbeamten gebeten werden, die Fingerabdruckkontrollen für britische Reisende zu lockern, wenn während der Hauptreisezeit lange Schlangen entstehen.
Neue EU-Grenzkontrollen und zu erwartende Verzögerungen
Das EES wird die derzeitige Methode des manuellen Abstempelns der Pässe an den EU-Außengrenzen ersetzen.
Es wird biometrische Daten wie Fingerabdrücke und Gesichtserkennung verwenden, um die Ein- und Ausreise von Nicht-EU-Bürgern aus dem Schengen-Raum zu erfassen.
Dies gilt auch für Drittstaatsangehörige, wie britische Reisende, und Inhaber von Kurzzeitvisa.
Dieses System, das im November dieses Jahres in Betrieb genommen werden soll, zielt darauf ab, die Grenzübergänge sicherer und effizienter zu machen.
Dennoch wird erwartet, dass die neuen EU-Grenzkontrollen zu erheblichen Verzögerungen führen werden, da die Reisenden mehr Zeit für die Registrierung ihrer biometrischen Daten benötigen.
Auch an stark frequentierten Grenzübergängen wie dem Hafen von Dover und dem Kanaltunnel in Folkestone wird mit langen Warteschlangen gerechnet.
Die Bearbeitungszeit für Fahrzeuge könnte sich erheblich verlängern, da die Reisenden aus ihren Autos aussteigen müssen, um sich zu registrieren oder biometrische Daten anzugeben.
Ein weiterer zu erwartender Engpass ist der Eurostar-Terminal im Bahnhof St. Pancras in London.
Die drei Grenzübergänge zwischen Großbritannien und der EU liegen direkt nebeneinander. Das bedeutet, dass die französischen Grenzbeamten die Reisenden vor der Ausreise aus dem Vereinigten Königreich einer Einwanderungskontrolle unterziehen.
Die durch das EES bedingte längere Bearbeitungszeit könnte zu langen Warteschlangen und Reiseunterbrechungen führen, insbesondere zu Spitzenzeiten.
Ein flexibler Ansatz für die EES-Implementierung
Malhotra betonte, dass die Regierung Maßnahmen ergreift, um die Vorbereitungen auf die EES zu verbessern und die Störungen im Reiseverkehr zu minimieren.
Dazu gehören Verhandlungen mit der EU und den Mitgliedstaaten über erweiterte Notfallmaßnahmen, wenn die Warteschlangen zu lang werden.
Eine Maßnahme besteht darin, den französischen Grenzbeamten zu erlauben, die Fingerabdruckkontrolle für britische Reisende während der Stoßzeiten zu lockern.
Französische Grenzbeamte können britischen Staatsangehörigen den Grenzübertritt ohne Fingerabdrücke oder Gesichtsscans gestatten, wenn die Warteschlangen übermäßig lang sind.
Diese Flexibilität bei der Durchführung der neuen EU-Grenzkontrollen wird in den ersten sechs Monaten nach der Inbetriebnahme des EES gelten.
Malhotra sagte, die Regierung befürworte eine Ausweitung dieser Flexibilität über die Sommerferien hinaus, um lange Wartezeiten und Verzögerungen zu vermeiden.
Ausweitung der Grenzkontrollzone
Das Innenministerium kündigte außerdem neue Gesetze an, die es französischen Grenzschutzbeamten erlauben, in einer erweiterten Grenzkontrollzone im Hafen von Dover zu arbeiten, wie die BBC berichtete.
Derzeit sind die französischen Grenzschutzbeamten darauf beschränkt, ihre Aufgaben im östlichen Teil des Hafens zu erfüllen.
Mit diesem neuen Gesetz können sie sich ausbreiten und auch im Westen des Landes Kontrollen durchführen.
Die Beamten des Hafens von Dover haben den westlichen Abschnitt für die neuen EU-Grenzkontrollen speziell für Busreisende vorgesehen.
Diese Ausweitung dürfte dazu beitragen, die Menschenströme effizienter zu steuern, insbesondere wenn die EBS in Kraft tritt.
Britische und französische Beamte arbeiten an der Aktualisierung ihres Grenzkontrollabkommens, das die erweiterte Kontrollzone im Hafen von Dover ermöglichen würde.
Darüber hinaus hat Getlink, der Betreiber des Ärmelkanaltunnels, für die EES-Kontrollen in erhebliche Infrastrukturverbesserungen investiert, wie z. B. in eine neue überdachte Durchfahrtsbucht.
Eurostar hat außerdem in weitere EES-Kioske investiert und ist bereit, im Falle von Warteschlangen aufgrund des begrenzten Platzes in St. Pancras Platz zu schaffen.
Andere Maßnahmen zur Abmilderung von EES-Verzögerungen
Das neue System soll die Sicherheit erhöhen. Der britische Einwanderungsminister betonte jedoch, dass es Reisende nicht übermäßig belasten oder Handel und Tourismus stören sollte.
Zu den zusätzlichen Maßnahmen zur Minimierung und Bewältigung der erwarteten Verzögerungen gehört die Einstellung von mehr Grenzpersonal.
Ebenso plant die britische Regierung, die Infrastruktur an wichtigen Grenzübergängen zu verbessern, um die neuen EU-Grenzkontrollen zu ermöglichen.
Sie erwägt auch eine schrittweise Einführung des EES, um etwaige Probleme zu lösen, bevor das System voll einsatzfähig ist.
Auf diese Weise können die Beamten Probleme auf kontrollierte Art und Weise erkennen und beheben, um Störungen zu minimieren, wenn das System in Betrieb geht.
Die britische Regierung bereitet außerdem umfangreiche Kommunikationsmaßnahmen vor, um das Bewusstsein der britischen Reisenden zu schärfen.
Eine Umfrage des britischen Verkehrsministeriums ergab, dass mehr als die Hälfte der britischen Erwachsenen das EES-System immer noch nicht kennt.
Die Umfrage ergab auch, dass die neuen EU-Grenzkontrollen die Briten davon abhalten könnten, in die EU zu reisen.
„Es liegt sowohl im Interesse Großbritanniens als auch der EU, an unseren gemeinsamen Zielen zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass wir sichere Grenzen aufrechterhalten und gleichzeitig die durch die EES verursachten Störungen minimieren“, sagte Malhotra.
Weitere Bedenken über die neuen EU-Grenzkontrollen
Die Reisebranche, die bereits unter den Auswirkungen des Brexit und der Pandemie leidet, fürchtet sich vor weiteren Störungen, die sich auf Reisen und Tourismus auswirken könnten.
Branchenexperten haben auch Bedenken geäußert, ob die Infrastruktur und das Personal bereit sind, die neuen Anforderungen zu erfüllen.
Es wurden Forderungen laut, die Umsetzung der EBS bis Anfang 2025 zu verschieben, um Großbritannien und der EU die Möglichkeit zu geben, sich vorzubereiten.
Die International Air Transport Association hatte Bedenken geäußert, dass regionale, kleinere EU-Flughäfen noch nicht für das EES bereit sind.
Die mobile EES-App, die helfen soll, lange Schlangen an der Grenze zu vermeiden, wird bis Oktober nicht fertig sein.
Es ist noch nicht bekannt, ob es zum neuen, verschobenen EES-Starttermin im November für Reisende verfügbar sein wird.
Reisenden wird empfohlen, sich über die neuen Anforderungen zu informieren und ihre Reisen entsprechend zu planen, um mögliche Verzögerungen zu vermeiden.